Heute kehrt das G9 nach Bayern zurück
Die CSU-Fraktion wird den Weg für das neunstufige Gymnasium frei machen
Die Tage des achtstufigen Gymnasiums sind gezählt. Die CSU macht heute den Weg frei für das neue G9.
MÜNCHEN — Eine Generation von Schülern hat es geschafft, hat von der ersten Klasse bis zum Abitur zwölf Jahre gebraucht. Ein paar werden noch folgen. Doch ab 2018 wird Schluss sein. Dann kehrt Bayern zum neunstufigen Gymnasium zurück.
Das Projekt G8 hat nie unter einem guten Stern gestanden. Edmund Stoiber hatte die kürzere Gymnasialzeit dem Land quasi über Nacht verordnet und das Kultusministerium gezwungen, binnen Monaten zum Schuljahreswechsel 2004/2005 ein Konzept zu erarbeiten. Bayern war seiner Ansicht nach spät dran – mit einer Ausnahme hatten alle anderen Bundesländer den Schritt bereits vollzogen oder hatten, wie die neuen Länder im Osten, ihre Schüler nie länger als acht Jahre aufs Gymnasium geschickt.
Klare Ansage
Seitdem hakte es im System, waren Lehrer, Eltern, Schüler unzufrieden. Zwar verkündete Stoibers Nachnachfolger Horst Seehofer noch 2013, die Zeit der Reformen am Gymnasium sei vorbei. Doch davon ist keine Rede mehr. Erst entwickelte das Kultusministerium ein Konzept „Mittelstufe Plus“, das 47 Schulen seit 2015 testen und G9 und G8 parallel anbieten.
Dann mussten auch die G8-Anhänger unter den CSU-Politikern erkennen, dass sie auf verlorenem Posten stehen. Denn nur ein knappes Drittel der Test-Schüler blieb beim achtstufigen System. Alle anderen wählten neun Jahre Gymnasium.
Ein Dilemma, aus dem der Schwabacher Bildungspolitiker und Landtagsabgeordnete Karl Freller den Ausweg aufzeigte. Er skizzierte im Herbst vergangenen Jahres ein eigenes Modell, das auf den komplexen Parallelbetrieb von acht- und neunstufigem Gymnasium verzichtet, gleichwohl aber beide Optionen bietet. Es dauerte zwar noch einige Monate, bis sich die Mehrheit in der CSU-Fraktion Frellers Modell zu eigen machten, doch nach Lage der Dinge werden die Abgeordneten heute Nachmittag die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium beschließen. 2018 werden dann die Schüler der fünften und sechsten Klassen die ersten sein, die wieder neun Jahre aufs Gymnasium gehen können. Wenn sie es denn so wollen.
Spätestens nach der achten Klasse müssen sie und ihre Eltern entscheiden, ob sie die elfte Klasse auslassen wollen. Bejahen sie das, erhalten die Schüler in der neunten und zehnten Klasse zusätzlichen Förderunterricht, der ihnen jene Inhalte der Kernfächer vermittelt, die sie in der elften dann verpassen würden. Überlegen sie es sich später anders, können sie die elfte immer noch besuchen.
Das mache den Reiz aus, sagt Freller, „dass alle Möglichkeiten offen stehen“. Die Schüler können die Elfte einfach auslassen oder das Jahr beispielsweise für einen Auslandsaufenthalt nutzen. Das sei ihm wichtig, sagt der CSU-Politiker, weil „diese Generation von Schülern 2030 auf den Arbeitsmarkt kommen wird“, auf einen Markt, der dann internationalisiert sei und auf den die Bildungskonzepte der 1990er Jahre niemanden mehr vorbereiten könne.
Teures Unterfangen
Dass die CSU das Projekt auf den letzten Zentimetern scheitern lassen könnte, glaubt in der Partei niemand mehr. Die CSU hat ein großes Bildungspaket geschnürt, mit mehr Geld und Lehrern auch für andere Schularten, das die G9-Kröte auch für ihre Gegner schmackhaft machen soll. Denn billig wird das Projekt nicht: bis zu 1000 neue Lehrerstellen, dazu Investitionen in den Ausbau der Schulgebäude, die bei einer Milliarde Euro liegen könnten, all das lag den G9Gegnern bisher schwer im Magen.