Der Vorschlag des Bildungsexperten Karl Freller wird umgesetzt
Künftig ein Gymnasium mit Überholspur
Das G9 kommt zurück, wenn auch in veränderter Form. Es gilt als sicher, dass die CSU-Landtagsfraktion morgen grünes Licht gibt. Zum Schuljahr 2018/19 starten die Schüler der 5. und 6. Klassen dann in ein neunjähriges Gymnasium mit Überholspur.
Zwar ist noch nichts Offizielles dazu gesagt, wie genau das neue G9 aussehen soll. Aber eines will niemand: Das G8 einfach wieder auf ein G9 ausdehnen. Dreh- und Angelpunkt des Konzepts ist die neue 11. Klasse, die der Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller ins Gespräch gebracht hat: Wer möchte, kann die 11. Klasse auslassen. Das Interesse werde auf jeden Fall da sein, sagt Freller im Gespräch mit der NZ. Er verweist auf die Mittelstufe Plus, deren Testlauf sich gerade im zweiten Jahr befindet. 47 staatliche Schulen in Bayern sind daran beteiligt. Das Modell bietet Schülern des G8 an, in der Mittelstufe ein zusätzliches Jahr einzulegen – und damit quasi das G9 zu besuchen. Die Mehrheit der Familien entschied sich für die längere Schulzeit (die NZ berichtete). Rund 32 Prozent nahmen das Angebot nicht in Anspruch und blieben beim G8. „Diese Familien haben das G8 also bewusst gewählt“, sagt Freller. Er betont, dass es auch künftig mit der neuen 11. Klasse eine Wahlfreiheit geben wird und rechnet damit, dass rund 20 Prozent der Gymnasiasten die Überholspur nehmen. Und zwar ohne, dass sie einem zu hohen Druck ausgesetzt sind. „Es wird eine breite Überholspur sein, nicht nur für einzelne, extrem leistungsorientierte Schüler.“ Die Entscheidung für oder gegen die 11. Klasse soll am Ende der achten Klasse fallen. Wer die Abkürzung nehmen will, hat in der 9. und 10. Klasse mehr Intensivierungsstunden auf dem Plan stehen. Wie viele genau das dann sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Nach Ansicht des Nürnberger CSU-Abgeordneten würde es für die Schulen kein Problem darstellen, das Konzept in die Praxis umzusetzen. „Die Mittelstufe Plus zu organisieren, war wesentlich schwieriger.“ Wer die 11. Klasse auslassen möchte, hat zum Beispiel die Möglichkeit, ein Schuljahr im Ausland zu absolvieren. Aus Frellers Sicht ist das von enormen Wert für die jungen Leute. Er plädiert auch für einen Fonds, der Kindern aus sozial schwächeren Familien ebenfalls die Chance ermöglicht, ins Ausland zu gehen. „Ein Jahr im Ausland ist genauso wertvoll wie ein Schuljahr in Deutschland.“ Die 11. Klasse, das ist Freller ganz wichtig, soll nicht dazu da sein, um nur den Stoff zu wiederholen. „Es wird neue, moderne Inhalte geben. Künftig wird die Berufsorientierung viel stärker im Vordergrund stehen, außerdem politische Bildung und Werteerziehung“, sagt Freller. Dem Fach Informatik werde ebenfalls mehr Gewicht eingeräumt.
Eine weitere wichtige Veränderung im Vergleich zum alten G8: Der Nachmittagsunterricht wird deutlich weniger. Was wohl bleiben wird wie bisher: die Einführung der zwei Fremdsprachen in der Unterstufe und das Fünf-Fächer-Abitur: Es gibt dann auch weiterhin fünf Prüfungen, zwei davon werden mündlich abgelegt. Deutsch, Mathematik und Fremdsprache bleiben Pflicht.
Laut Freller wird es ab dem Schuljahr 2018/19 in Bayern kein G8 und kein G9 mehr geben. „Es gibt dann nur noch ein bayerisches Gymnasium.“