SCHWABACH – Eine Entscheidung, die künftig Klimaschutz wie Stadtentwicklung in Schwabach zugleich maßgeblich und nachhaltig beeinflussen wird: Die Stadt erhält als eine von acht bayerischen Kommunen den Zuschlag für das vom Freistaat finanzierte Modellvorhaben Klimagerechter Städtebau. Landtagsvizepräsident Karl Freller hatte in München für die von Oberbürgermeister Peter Reiß, der Stadtverwaltung und dem Stadtrat forcierte Bewerbung Schwabachs gekämpft, nun kam grünes Licht. Freller und Reiß freuen sich über die erfolgte Zusage aus dem Bauministerium.
„Das könnte eine Art Startschuss für noch mehr Klimaschutz in Schwabach werden“, ist Freller von der Entscheidung angetan. Und Oberbürgermeister Reiß lobt: „Das ist ein hochinteressantes Modellprojekt, das Klimaschutz und städtebauliche Maßnahmen in Schwabach gleichermaßen auf eine neue Stufe heben kann. Für unsere Stadt eine tolle Nachricht und ein echter Erfolg.“
Doch um was geht es bei dem Modellvorhaben konkret? Das vom Bauministerium mit 60 % der Kosten geförderte Projekt setzt sich zum Ziel, dass Aspekte des Klimaschutzes und der Klimaanpassung frühzeitig bei Stadt- und Bauplanungsentscheidungen berücksichtigt werden. Der Freistaat unterstützt daher im Rahmen des Modellvorhabens sowohl grundlegende Stadtklimakonzepte als auch konkrete Umsetzungsstrategien finanziell.
Für Schwabach bedeutet dies zweierlei: Zum einen könnte ganz grundsätzlich das bereits 2013 erarbeitete und seitdem umgesetzte integrierte Klimaschutzkonzept mit entsprechender Förderung weiterentwickelt werden. Eine fundierte gesamtstädtische Analyse der aktuellen Bestandssituation bei den sogenannten Schutzgütern – wie Luft, Boden, Wasser oder Artenvielfalt – sowie der künftigen Herausforderungen des Klimawandels für Schwabach wären dadurch möglich. Hieraus ließe sich ableiten, welche Handlungsfelder und Maßnahmen in Schwabach für einen verbesserten kommunalen Klimaschutz und bessere Klimaanpassung notwendig wären. „Quasi ein Klimaschutzkonzept 2.0“, erläutert OB Reiß.
Zum anderen ist die Stadtverwaltung aber auch mit einer ganz konkreten Umsetzungsmaßnahme in die Bewerbung gegangen, „ein großer Pluspunkt unserer Bewerbung“, sind sich Freller und Reiß sicher. Die Stadt möchte den zwischen Forsthof und der Autobahn A6 geplanten neuen Stadtteil Forsthof-Süd mit Modellcharakter entsprechend eines klimagerechten Städtebaus entwickeln. Das bedeutet, in Forsthof soll unter besonderer Berücksichtigung der vorangegangenen Analyse der Schwabacher Bestandssituation ein neuer Stadtteil mit besonders hoher Klimaschutzqualität entstehen.
„Mir schwebt ein neuer Stadtteil mit höchster Wohnqualität durch soziale Mischung, intelligentem Grünraumkonzept, flächensparender Verkehrserschließung, Fahrradfreundlichkeit, Biodiversität und weiteren Klimaschutzmaßnahmen vor“, erklärt OB Reiß. „Ich danke insbesondere auch allen Mitwirkenden an der Projekterstellung in der Stadtverwaltung!“, fügt er an. Für Freller ist das Modellprojekt dabei der Schlüssel, „um einen solchen neuen Stadtteil besonderer Güte zu schaffen. Das gibt der Stadt mehr Möglichkeiten, um ein solches Ziel auch zu erreichen.“
Auf der rund 20 ha großen Fläche, die nun durch den umfangreichen Lärmschutz an der A6 für Wohnbebauung erschließbar ist, sollen zahlreiche Aspekte und Maßnahmen eines klimagerechten Städtebaus erprobt werden – eine Art Experimentierfeld für vielfältigen Klimaschutz. Das Gebiet scheint dafür wie prädestiniert: eingegrenzt vom östlich gelegenen Landschaftspark Süd und dem südlich gelegenen Naherholungsgebiet Maisenlach beinhaltet es sowohl geschützte Landschaftsteile als auch eine heftige Grenzzäsur durch die Autobahn, Klimaschutzanpassungen sind also zwangsläufig notwendig.
In einem letzten Schritt wiederum könnten die Erkenntnisse, die man bei den Planungs- und Umsetzungsprozessen für den neuen Stadtteil Forsthof-Süd hinsichtlich Klimaschutzmaßnahmen gewonnen hat, für andere Stadtteile Schwabachs von Bedeutung sein: „Wir sind der Überzeugung, dass wir durch die ersten beiden Schritte eine klimagerechte Entwicklung der gesamten Stadt noch besser steuern können“, glaubt OB Reiß.
Die Stadt würde im Rahmen des Modellvorhabens auch an einem interkommunalen Klimaschutznetzwerk teilnehmen. Zudem soll zur Thematik rund um einen klimagerechten Städtebau ein Klimabürgerrat geschaffen werden, der die Schwabacher Bürgerschaft an Planungsprozessen beteiligt.
Eng an einem Strang gezogen haben die politisch Verantwortlichen in der Goldschlägerstadt, damit dieses Modellvorhaben nach Schwabach kommt – neben Freller und Reiß hatte sich auch MdL Dr. Sabine Weigand von den Grünen in München wie im Stadtrat dafür stark gemacht. „Parteiübergreifend sind wir von diesem Projekt pro Klimaschutz überzeugt“, so Freller und Reiß.
Bildtext: Landtagsvizepräsident Karl Freller und Oberbürgermeister Peter Reiß mit dem Bestätigungsschreiben aus dem Bayerischen Bauministerium. Im Hintergrund ist der östliche Teil des künftigen neuen Stadtteils Forsthof-Süd zu sehen, der mithilfe des Modellprojekts klimagerecht in den nächsten Jahren entstehen soll.