MÜNCHEN – Der Bayerische Landtagsvizepräsident Karl Freller sieht großen Bedarf, den Tag der Deutschen Einheit, 30 Jahre nach seinem historischen Ereignis, weiter zu denken. Angesichts anhaltend neuer spannungsgeladener gesellschaftlicher Konfliktthemen wäre es wichtig, so Freller, dass dem Begriff „Einheit“ auch eine runderneuerte Bedeutung über die der Wiedervereinigung hinaus zukommt.
„Die zunehmenden Gegensätze innerhalb der deutschen Gesellschaft bereiten Sorge: Ob die Flüchtlingsthematik, der Generationenkonflikt und die aufgeheizte Klimadebatte oder nun die Spaltung durch Corona. Wir haben alleine in der jüngsten Vergangenheit mit zahlreichen gesellschaftlichen Debatten zu kämpfen, die teils für große Gräben zwischen den Menschen in Deutschland sorgen“, so Landtagsvizepräsident Freller. „Hier sind mittlerweile die größten Gefahren für eine Gesellschaft in Einheit zu sehen. Das Ost-West-Thema ist für junge Leute heutzutage meist nicht mehr so greifbar und virulent.“
Die Wiedervereinigung sei ein historischer Meilenstein gewesen und dürfe selbstverständlich nicht in Vergessenheit geraten, ist Freller überzeugt. Genauso wenig wie die Bemühungen, die fünf neuen Bundesländer in der wirtschaftlichen Entwicklung weiter fest im Blick zu haben oder weiter über das ostdeutsche Unrechtsregime aufzuklären. Der Tag müsse unstrittig seinen ursprünglichen Sinn weiter erfüllen. Jedoch sei 30 Jahre nach der Wiedervereinigung und angesichts neuer Problemlagen innerhalb der deutschen Gesellschaft auch wichtig, einen Begriff wie „Einheit“ und einen deutschlandweiten Feiertag hierfür gesellschaftlich einfach größer zu betrachten, sieht Freller die Situation.
„Der bundeseinheitliche Feiertag kann eine zusätzliche Aufgabe übernehmen, um den Wortlaut des Begriffs „Einheit“ tatsächlich gerecht zu werden. Also nicht nur zur Erinnerung an die politische und territoriale Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland – sondern, dass wir noch immer eine gesamtdeutsche Einheit sind und nur gesellschaftlich geeint die Probleme und Herausforderungen der Zukunft meistern können“, wirbt Freller für einen größeren Blickwinkel auf den 3. Oktober. Man könne die Chance des Feiertags nutzen, um das miteinander noch stärker zu pflegen und beispielsweise zu verstärktem Dialog widerstrebender gesellschaftlicher Gruppierungen aufzurufen. „Ein Tag der Einheit – auf 1990 genauso bezogen wie auf die Gegenwart. Das würde ich mir wünschen. Denn das geeinte Deutschland darf nicht zu einem innerlich zerstrittenen Deutschland werden.“, so Freller abschließend.